Die Vogelsberger CDU/SPD-Koalition hadert in einem Antrag an den Kreistag mit den Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung im Entwurf des Regionalplans Mittelhessen. CDU und SPD wollen eine andere Prognose. Im Kern geht es ihnen aber darum, mehr neue Siedlungs- und Gewerbegebiete zu bekommen als in der bisherigen Planung vorgesehen.
Die Wissenschaft von der Bevölkerungsentwicklung hat seit vielen Jahren einen schweren Stand, weil vor allem ihre Langzeitprognosen auf wackligen Füssen stehen. Nicht nur die Prognosen sind strittig, auch die politischen Schlussfolgerungen sind es. Denn so wenig dicht besiedelte Gebiete einfach vorteilhaft, so wenig sind die dünn besiedelten nachteilig.
Aber Daten und Tendenzaussagen der Demografie dienen Planungszwecken, wenn es etwa um die Planung von Kitas, Schulen, Wohnungen geht und so auch zum Teil bei der Zuweisung von Siedlungsflächen. CDU und SPD bemängeln an den Annahmen der Regionalversammlung für die Bevölkerungsentwicklung im Vogelsberg, dass diese „nie in der prognostizierten Deutlichkeit“ eingetreten seien. CDU und SPD führen ins Feld, dass die Attraktivität des Lebens auf dem Land zugenommen habe und zu mehr Zuzug führe.
Das ist schon ein Körnchen Wahrheit, dieses stößt aber die Tendenz abnehmender Bevölkerungszahlen nicht um. Vor 20 Jahren hatte der Vogelsberg 120.000 Einwohner, aktuell sollen es 105.506 sein. Es gibt einen Zuzug in den Vogelsberg, aber die Abwanderung liegt nur geringfügig darunter. Die Geburtenzahlen liegen konstant etwa bei 800 jährlich und die Sterbefälle sind höher als die Geburtenzahlen.
CDU und SPD behaupten nun, dass die im Entwurf des Regionalplans festgeschriebenen Gewerbeflächen langfristig nicht ausreichen.
Für den Vogelsberg sind 131 Hektar (das sind 1,3 Millionen Quadratmeter) Gewerbefläche für die Kommunen für die kommenden 12 Jahre neu in der Planung. Zu den 131 Hektar kämen noch Flächen von 44 Hektar des Gewerbegebiets Am weißen Weg in Alsfeld und möglicherweise 26 Hektar für das interkommunale Gewerbegebiet in Reuters hinzu.
Das ist alles andere als zu wenig – das ist bei Lichte betrachtet erheblich zu viel.